Legenden & Sagen

🍂 Die Sage vom Blattkönig von Fichtental 🍂

„Wenn die Birken flüstern und das Laub wie Funken vom Himmel fällt, zieht er aus seinem goldenen Versteck.“

In Fichtental erzählt man sich, dass im Herbst ein alter Wächter über die Wälder wacht – der Blattkönig. Er ist weder Mensch noch Tier, sondern eine Gestalt aus Wind, Rauch und raschelndem Laub. Man sieht nur seinen Mantel: Schichten aus Ahorn, Buche und Eiche, die im Mondlicht kupfern glühen.

Vor langer Zeit lebte hier eine Holzmagd Anna Moosbacher. Während einer frühen Frostnacht rettete sie junge Bäume, indem sie sie mit Stroh umwickelte und Feuer wachte. Am Morgen fand man nur ihre Laterne – und einen Kranz aus rotgoldenen Blättern. Seitdem, so sagen die Alten, trägt der Blattkönig diesen Kranz und bewacht die stillen Pfade.

Wer in nebligen Dämmerstunden am Fichtensee-Nordufer oder auf dem Steg beim alten Bootshaus unterwegs ist, hört bisweilen ein leises Rascheln ohne Wind. Dann soll man stehen bleiben, die Hand an die Brust legen und flüstern: „Für die Bäume.“ Der Nebel teilt sich, und der Weg wird hell wie von tausend Laternen.

Zeichen seiner Nähe: Drei Blätter unterschiedlicher Bäume, die sternförmig am Boden liegen. Nimmt man sie mit, verlieren sie über Nacht die Farbe – legt man sie zurück, schimmern sie wieder.

Typisch Fichtental: Zur Herbstnachtgleiche hängen die Kinder kleine „Blattlaternen“ in die Zweige am Ufer. Man sagt: Wenn eine Laterne am Morgen noch brennt, hat der Blattkönig gewacht.

Kurios: Im Oktober 2007 berichtete der Fischer vom Gasthof Zur Seerose, ein Laubwirbel habe seine Mütze vom Kopf gehoben und sauber auf den Pfosten gesetzt – ohne dass ein Lüftchen wehte. Die Mütze hängt noch heute dort.


✨ Die Sage vom Geist vom Fichtensee ✨

„Wenn der Nebel über den Fichtensee kriecht und das Wasser so still ist, dass selbst die Enten nicht wagen zu schnattern, dann – so sagt man – beginnt seine Stunde.“

Seit Jahrhunderten erzählen sich die Bewohner von Fichtental die Geschichte des „Geistes vom Fichtensee“ – einer mystischen Erscheinung, die nur in mondlosen Nächten auftaucht, wenn dichter Nebel das Wasser verhüllt.

Der Geist soll einst Ulrich von Waldenau gewesen sein, ein junger Förstersohn. Als seine Verlobte Elena kurz vor ihrer Hochzeit spurlos verschwand, suchte Ulrich sie tage- und nächtelang entlang des Sees. Eines Nachts verschwand auch er – für immer.

Seither berichten Hirten, Fischer und Wanderer von einer schattenhaften Gestalt, die über dem Wasser schwebt – manchmal rufend, manchmal flüsternd: „Elena ... bist du da?“

Was der Geist sucht: Die verlorene Liebe. Wer nachts eine weiße Rose am Ufer findet, sollte sie nicht mitnehmen – sie stammt vielleicht von ihm.

Typisch Fichtental: Sichtungen besonders häufig am Nordufer des Fichtensees, nahe dem alten Bootshaus. Die Nebelwanderungen zur Herbstnachtgleiche sind legendär – aber nur für Mutige.

Kurios: Im Jahr 1998 wurde ein angebliches Foto des Geistes gemacht. Es hängt heute im Gasthof „Zur Seerose“ – direkt über dem Kamin. Ob echt? Wer weiß ...