Fichtentaler Lokalbahn – Rückgrat der Region auf schmaler Spur

Technische Modernisierung und Wiedereröffnung nach umfassender Reaktivierung 2018–2024

Die Fichtentaler Lokalbahn (FLB) verbindet seit über einem Jahrhundert Menschen, Orte und Geschichte. Nach einer umfassenden Reaktivierung zwischen 2018 und 2024 präsentiert sich die traditionsreiche Schmalspurbahn heute als moderne, elektrisch betriebene Regionalstrecke – und zugleich als technisches Kulturerbe mit starkem Bezug zur Landschaft rund um Fichtental und Mühlenbach.

Streckennetz und Betrieb

Die FLB wird von der Fichtentaler Lokalbahn GmbH, einer Tochtergesellschaft der Österreichischen Alpenbahn (ÖAB), betrieben. Das Netz umfasst die Hauptstrecke Fichtental – Markt Greisendorf (22 km) mit mehreren markanten Querungen über den Mühlenbach sowie eine Stichstrecke von Mühlenbach über Reuthwald bis Kirchreuth.
Die Strecken sind mehrheitlich eingleisig, 850 V = oberleitungsbetrieben und nach dem FLB-Standard gesichert.

Die Linien R77 (Fichtental – Mühlenbach) und R78 (Fichtental – Markt Greisendorf) verkehren im Halbstundentakt. Die R77 benötigt rund 23 Minuten, die durchgebundene R78 etwa 58 Minuten. Die zulässige Streckengeschwindigkeit liegt abschnittsweise bei bis zu 80 km/h.

Technische Merkmale

Die FLB ist eine 760 mm-Schmalspurbahn, ausgelegt für moderne Elektrotriebzüge und historische Sonderverkehre. Die Oberleitung wurde im Zuge der Reaktivierung vollständig erneuert, sämtliche Brücken über den Mühlenbach saniert und mehrere Bahnhöfe barrierefrei umgebaut. Neue Stellwerkstechnik mit Zugbeeinflussung nach FLB-Standard sorgt für einen sicheren Betrieb.

Fahrzeuge im Einsatz

Im Regionalverkehr kommen 3-teilige Stadler-Triebzüge des Typs FLB 749 "Alpenlicht" zum Einsatz. Die Fahrzeuge bieten Platz für bis zu 120 Fahrgäste, barrierefreien Einstieg und große Panoramafenster – besonders geschätzt von Pendlern, Schülern und Wanderern.

Daneben pflegt die FLB ihre historische Tradition mit zwei besonderen Lokomotiven:

• E-Lok 1098 "Erika" (Baujahr 1927) – eine restaurierte Schmalspur-Elektrolokomotive aus der Frühzeit der Elektrifizierung.

• Dampflok 298 "Bergkönigin" (Baujahr 1908–1925) – Symbol der Anfangszeit der Bahn, heute im Nostalgieeinsatz.

Beide ziehen regelmäßig Sonder- und Themenzüge auf der Gesamtstrecke und sind fester Bestandteil des touristischen Angebots.

Reaktivierung 2018–2024

Nach mehreren Jahrzehnten eingeschränkten Betriebs begann 2018 die schrittweise Wiederherstellung der gesamten Infrastruktur. Die Maßnahmen umfassten:

• 2018–2019: Planungsphase und Sanierung der Mühlenbachbrücken

• 2020–2021: Oberleitungs- und Gleiserneuerung im Abschnitt Fichtental – Mühlenbach

• 2022: Modernisierung der Bahnhöfe Seeblick und Klammfurt

• 2023: Elektrifizierung der Stichstrecke nach Kirchreuth

• Dezember 2024: Wiedereröffnung mit Aufnahme des durchgehenden Linienbetriebs R77/R78

Seitdem gilt die FLB als Musterbeispiel für die erfolgreiche Modernisierung einer historischen Schmalspurbahn.

Stimmen zur Bahn

Betriebsleiter Markus Ebner betont die technische Leistung:

"Die Modernisierung hat gezeigt, dass auch eine Schmalspurbahn höchsten betrieblichen Ansprüchen genügen kann. Wir fahren heute effizienter, leiser und klimafreundlicher als je zuvor."

Fichtentals Bürgermeister Rudolf Kirchner hebt den regionalen Nutzen hervor:

"Die Bahn ist mehr als ein Verkehrsmittel – sie verbindet unsere Gemeinden, Schulen und Arbeitsplätze und ist zugleich ein Aushängeschild für nachhaltige Mobilität im Alpenraum."

Auch Verena Grainer, Bürgermeisterin von Mühlenbach, freut sich über die Wiederanbindung:

"Die FLB hat das Leben ins Tal zurückgebracht – ökologisch, wirtschaftlich und touristisch."

Landschaft und Bedeutung

Zwischen Tälern, Brücken und dichten Wäldern verläuft die FLB entlang des Mühlenbachs durch eine abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft. Besonders reizvoll sind die Streckenabschnitte bei Zell am Fichtensee, Tannengrund und Schönmoos, wo sich Bahn, Fluss und Wanderwege in enger Nachbarschaft begegnen.

Die Fichtentaler Lokalbahn gilt heute als Symbol für die gelungene Verbindung von technischer Tradition, moderner Mobilität und landschaftlicher Harmonie – ein integraler Bestandteil der Infrastruktur im Fichtentaler Land.